Früher waren es eine zerknitterte Landkarte im Tankrucksack und das pure Bauchgefühl, das uns den Weg wies. Heute ist das anders. Das Band aus Asphalt, das sich vor uns entrollt, kann durchdachter, sicherer und intensiver erlebt werden als je zuvor. Denn moderne Technik ist auf dem Motorrad längst kein Fremdkörper mehr, sondern ein integraler Bestandteil des Abenteuers.
Wir zeigen Ihnen nicht nur, welche Gadgets es gibt, sondern verraten Ihnen, worauf es in der Praxis wirklich ankommt – von der perfekten Routenplanung über die Kommunikation im Helm bis hin zur Energieversorgung, wenn die Zivilisation nur noch ein Punkt im Rückspiegel ist.
Navigation: Der Wegweiser für Ihre Abenteuer
Die Frage ist längst nicht mehr ob, sondern wie wir navigieren. Hier kämpfen zwei Philosophien um die Vorherrschaft im Cockpit.
Die Königsklasse: Spezielle Motorrad-Navigationssysteme
Geräte wie der TomTom Rider oder der Garmin Zumo sind die robusten Arbeitstiere für Weltenbummler. Ihre Existenzberechtigung ist unbestritten, denn sie wurden für einen einzigen Zweck gebaut: den harten Alltag auf zwei Rädern zu meistern.
Die entscheidenden Vorteile:
- Absolute Robustheit: Sie sind wasserdicht nach IPX7-Standard, staubdicht und vibrationserprobt. Ein Wolkenbruch bringt sie nicht aus der Ruhe.
- Bedienung mit Handschuhen: Die Displays und Menüs sind darauf ausgelegt, auch mit dicken Handschuhen problemlos bedient zu werden.
- Spezialisierte Software: Funktionen wie „kurvenreiche Strecke planen“ oder das Einbinden von GPX-Dateien sind hier Standard und oft ausgefeilter als bei Smartphone-Apps.
Die Alleskönner: Smartphone-Apps für Routenplanung & Navigation
Ihr Smartphone ist ein mächtiges Werkzeug, wenn es mit der richtigen App gefüttert wird.
- Kurviger: Die Kurviger-App fragt nicht, wie man am schnellsten von A nach B kommt. Kurviger fragt, wo die besten Kurven liegen. Die App ist für Puristen gemacht, denen es um die Strecke selbst geht. Mit unzähligen Einstellungsmöglichkeiten können Sie den Algorithmus anweisen, gezielt Pässe, enge Kehren oder weite Schwünge zu suchen. Unser Tipp: Nutzen Sie die Website von Kurviger zur detaillierten Planung am PC und übertragen Sie die fertige Route dann aufs Smartphone.
- Komoot: Komoot ist mehr als eine Navigations-App; es ist ein soziales Netzwerk für Outdoor-Enthusiasten. Die Stärke liegt in den von der Community erstellten „Highlights“ – seien es atemberaubende Aussichtspunkte, ein versteckter Biker-Treff oder eine besondere Passstraße.
Das entscheidende Detail: Die Smartphone-Halterung
Dies ist der Punkt, an dem die meisten Fehler gemacht werden. Eine billige Halterung kann Ihr teures Smartphone zerstören. Moderne Smartphone-Kameras haben filigrane, optische Bildstabilisatoren, die durch die hochfrequenten Vibrationen eines Motorradmotors irreparabel beschädigt werden können.
Achten Sie daher unbedingt auf:
- Einen integrierten Vibrationsdämpfer: Systeme wie Quad Lock oder SP Connect bieten spezielle Module an, die diese schädlichen Vibrationen entkoppeln.
- Absolute Festsitz: Ihr Handy muss bombenfest sitzen, auch auf der schlimmsten Rüttelpiste.
Kommunikation & Unterhaltung: Immer verbunden unterwegs
Ob Navi-Ansagen, Musik oder das Gespräch mit dem Sozius – moderne Kommunikationssysteme machen die Fahrt komfortabler und sicherer und dürfen auf der Packliste für mehrtätige Motorradreisen nicht fehlen.
Die Gold-Standard: Bluetooth-Helm-Systeme (Intercom)
Hier liefern sich die beiden Platzhirsche Sena und Cardo ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide bieten Systeme, die weit mehr können als nur von Fahrer zu Fahrer zu funken.
Worauf es wirklich ankommt:
- Mesh-Technologie: Vergessen Sie altes Bluetooth-Pairing in der Gruppe. Mesh-Systeme (z.B. Sena Mesh 2.0, Cardo DMC) bauen ein dynamisches Netz auf. Verlässt ein Fahrer die Gruppe, schließt sich das Netz automatisch. Kommt er zurück, wird er wieder eingebunden. Das ist ein absoluter Game-Changer für Gruppenfahrten.
- Klangqualität: Cardo punktet hier mit seiner Partnerschaft mit den Audio-Spezialisten von JBL. Der Unterschied zu Standard-Lautsprechern ist deutlich hörbar.
- Bedienbarkeit: Sena ist bekannt für sein intuitives Jog-Dial (Drehrad), das auch mit Handschuhen einfach zu bedienen ist.
Erinnerungen festhalten: Action-Cams auf zwei Rädern
Eine atemberaubende Küstenstraße, ein epischer Alpenpass – manche Momente will man einfach für immer einfrieren.
Die Kameras: GoPro vs. DJI
Die GoPro Hero-Serie ist der unangefochtene Marktführer, dicht gefolgt von der DJI Osmo Action. Für uns Motorradfahrer ist eine Funktion nicht verhandelbar: die Bildstabilisierung. Moderne Systeme wie HyperSmooth (GoPro) oder RockSteady (DJI) sind so gut, dass sie fast wie ein digitaler Gimbal wirken und selbst auf holprigen Straßen ein butterweiches Bild liefern.
Die Kunst der Befestigung: Perspektiven, die den Unterschied machen
Wo Sie die Kamera anbringen, entscheidet über die Wirkung Ihres Videos.
- Helm (oben/seitlich): Der Klassiker. Bietet eine gute Übersicht, kann aber den Helm aerodynamisch instabil machen.
- Kinn am Helm: Die beste Perspektive! Sie erzeugt die authentischste Ich-Perspektive, bei der man auch Teile des Cockpits und der Hände sieht. Fühlt sich für den Zuschauer an, als würde er selbst fahren.
- Motorrad (Lenker, Sturzbügel, Heck): Ideal für dynamische Aufnahmen, die das Arbeiten des Motorrads zeigen. Hier ist die Bildstabilisierung der Kamera besonders gefordert.
Energieversorgung: Nie ohne Saft!
Navigation, Kommunikation, Kamera – all diese Helfer sind hungrig nach Strom. Ein durchdachtes Lademanagement ist daher unerlässlich.
- Die Basis: USB-Ladebuchse am Motorrad Eine direkt an die Batterie angeschlossene, wasserdichte USB-Buchse im Cockpitbereich ist die beste Investition. So können Sie Ihr Navi oder Smartphone während der Fahrt permanent mit Strom versorgen.
- Der Notnagel: Die Powerbank Eine robuste Powerbank mit mindestens 10.000 mAh gehört in jeden Tankrucksack. Sie rettet nicht nur Ihr Handy, sondern kann auch Ihr Intercom oder die Action-Cam über Nacht im Zelt laden.
- Die clevere Lösung: Laden im Tankrucksack Viele moderne Tankrucksäcke (z.B. von SW-Motech) verfügen über wasserdichte Kabeldurchführungen. So können Sie eine Powerbank im Inneren verstauen und Ihre Geräte geschützt vor Wetter und Blicken laden.
Weitere nützliche Motorrad-Gadgets, die Sie kennen sollten
- Reifendruckkontrollsysteme (TPMS): Kleine Sensoren an den Ventilen senden den aktuellen Reifendruck an ein Display im Cockpit oder eine App. Ein schleichender Plattfuß wird so frühzeitig erkannt – ein riesiger Sicherheitsgewinn!
- GPS-Tracker: Ein kleiner, versteckt am Motorrad verbauter Sender, der im Falle eines Diebstahls den Standort Ihres Bikes übermittelt. Beruhigend, wenn die Maschine über Nacht draußen parken muss.
Dashcams für Motorräder: Systeme mit einer Kamera vorne und hinten, die permanent aufzeichnen. Im Falle eines Unfalls kann das Videomaterial als Beweismittel dienen.
